Laut sticht Leise!? Ein Meeting-Klassiker, der keiner sein muss!

Warum die Leisen in Meetings nicht weniger mit b sind als die Lauten, beides wertvoll ist und wie die „laute Seite“ der Stillen herausgeholt werden kann.

In meiner Volksschulzeit gab es den "Rechenkönig". Schon bevor meine Kinder in die Schule kamen, war diese Erinnerung öfter sehr präsent. Der „Rechenkönig“ war eine Art Mini-Competition im Rahmen des Matheunterrichts. Die Lehrerin stellte eine Rechenaufgabe in die Runde, die Kids durften die Antwort herausschreien. Und wer als erster die richtige Lösung nannte, bekam einen Punkt. Jene Schüler mit den meisten Punkten wurden Rechenkönig.

Beim Rechenkönig gab es immer eine Hand voll gleicher Kinder, die sehr schnell eine Antwort hinausriefen. Und wenn es gut ging, war sie richtig und das Kind hatte einen Punkt gewonnen. Daneben gab es noch die anderen, die entweder gar nichts sagten oder erst nach einigem Zögern bzw. nur sehr leise eine Zahl nannten. Nur leider waren sie meistens zu spät dran und haben die Chance auf den Titel "Rechenkönig" verpasst.

So wie ich. Ich bin nämlich auch in der Fraktion der leiseren. Bei schriftlichen Arbeiten oder in 1:1 Prüfungssituationen war ich schon immer im Vorteil. In der großen Gruppe hingegen war ich gestresst, zögerlich und scheinbar „immer zu langsam“.... Hatte ich aber die Möglichkeit, „leise“ zu denken, in einem Zwiegespräch darüber zu reden und die Antworten in meinem eigenen Tempo zu geben... das war eine ganz andere Liga für mich!

Extrovertiert toppt Introvertiert: auch ein beruflicher Klassiker?

Machen wir einen Sprung in den beruflichen Alltag der Erwachsenen: Meetings, Konferenzen, Workshops, Netzwerkveranstaltungen... you name it. Ich glaube, es gibt kaum jemanden, der solche Situationen oder zumindest Aussagen nicht kennt: „Immer sind ein paar dabei, die laut und sehr präsent sind. Manchmal sogar zu sehr. Und dann sind da die Leisen, die nix sagen und denen man alles aus der Nase ziehen muss. Ich glaub ja schon, dass die was drauf haben. Aber wenn sie nichts sagen, kann ich auch nichts tun. Das müssen sie schon selber machen.“ Wahrnehmungen wie diese habe ich nicht nur einmal gehört. Vom Teamkollegen bis hin zum Teamlead und ringsherum.

Warum es manchen Menschen schwer(er) fällt „sich bemerkbar“ zu machen und einfach zu sagen, was sie denken oder einfach Small Talk mit Greti und Pleti zu führen?

Das hat unterschiedlichste Gründe und ist sicher von Mensch zu Mensch verschieden. Zum einen gibt es da natürlich die grundlegende Persönlichkeitsstruktur. Bei manchen ist die introvertierte Seite stärker ausgeprägt als die extrovertierte. Und bei anderen anders rum. Andere wiederum haben beides recht ausgeglichen in sich. Manche fühlen sich unwohl, wenn sie im Mittelpunkt stehen. Andere brauchen es, "sich ganz sicher zu sein", bevor sie sich äußern. Und so weiter. Und dann gibt es noch die lieben Glaubenssätze, die wir im Laufe unseres Lebens verankert haben. Wie etwa „Nicht dazwischen reden.“, „Eigenlob stinkt.“ oder „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Die Facetten sind so verschieden wie es Menschen gibt.

Das weiß das Gegenüber in der Besprechung natürlich nicht. Und schnell kann dann der Eindruck entstehen, dass man sich schon wieder nicht beteiligt, desinteressiert ist oder nicht den notwendigen „Drive“ mitbringt.

Diese gibt es natürlich auch. Genauso wie jene, die einfach nur deshalb immer und gleich „ihren Senf dazu geben“ um im Mittelpunkt zu stehen. Diese klammere ich hier aber bewusst aus.

Tatsächlich gibt es noch einen Aspekt, der meiner Ansicht nach gerade in Teams und Meetings viel mehr ins Bewusstsein gerückt werden sollte. Weil er nämlich einen merkbaren Unterschied in der Qualität der Zusammenarbeit und der Ergebnisse machen kann!

"Introverts are good listeners."

Dieser Satz, den die von mir sehr geschätzte Adela Mehic-Dzanic vor einigen Jahren in einer Vortrag sagte, hatte bei mir (und wahrscheinlich auch bei einigen anderen) viel Positives ausgelöst. Vor allem auch deshalb, weil es um das Thema "sich sichtbar machen" und "Netzwerken" ging (was für die meisten introvertiert Veranlagten purer Stress ist). Und es hallt noch immer nach. Dieses Statement wirft nämlich ein anderes Licht auf die Leisen - die Introvertierten.

Vor allem aber war dieser Satz eines für mich: das Zeichen dafür, dass das, was mich als Introvertierte ausmacht und was mein Beitrag ist, dennoch gesehen und geschätzt wird.

Was womöglich gerade im Verborgenen passiert, wenn jemand "still & leise" ist.

Ich gebe dir einen kleinen „Blick hinter die Kulissen“ meiner eigenen Erfahrungen und der meiner Coachees, was das alles sein könnte:

Während die Leiseren still sind, sind sie womöglich gerade damit beschäftigt...

  •  das, was die Kolleg*innen sagen wollen, aufzunehmen, zu entschlüsseln und zu verstehen.
  •  die Reaktionen der anderen im Raum zu beobachten und das "Dazwischen" bzw. das Zwischenmenschliche, zu erfassen.
  •  aufkommende, „zwischenmenschliche Gewitter“ zu erkennen und bereits de-eskalierende Vorgehensweisen zu überlegen.
  •  umsichtig und abwägend zu sein und so Ruhe in eine starke Dynamik zu bringen.
  •  einen gemeinsamen Nenner bzw. Verbindungen zwischen dem, was alles gesagt wird zu finden, und so ein „big picture“ liefern.
  •  die Kern-Informationen herauszufiltern und daraus Schlüsse zu ziehen.
  •  ihren Wissensstand mit den neuen Informationen abzugleichen und dabei zu lernen.
  •  und noch vieles andere.

Das sind sehr wertvolle Prozesse. Keine Gruppe, keine Führungskraft, kein Team sollte deshalb auf das, was die Stillen und Leisen zu sagen hätten, verzichten.

Genauso, wie ein Team auch die Extrovertierten braucht, die tendenziell spontaner Input geben oder tendenziell lieber die Rolle des Advocatus Diabolo übernehmen oder schnelle Entscheidungen forcieren.

Und wie geht das, dass die "Leisen" im Team "lauter" werden und alle davon profitieren? 

Zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn war ich ebenfalls weit außerhalb meiner Wohlfühlzone wenn es darum geht, in der großen Gruppe mitzudiskutieren oder meine Meinung zu sagen. Selbst das Feedback ich solle ruhig zeigen, was ich kann und denke, hat mich mehr gestresst als ermutigt. Mitunter wurde ich sogar immer leiser. Das gleiche bei Netzwerkveranstaltungen… lieber fand ich eine Ausrede, warum ich nicht teilnehmen konnte.

Nun ist es ja zum Glück so, dass der Mensch nicht nur das eine, sondern auch das andere ist. Jeder von uns trägt nämlich eine introvertierte und eine extrovertierte Ausprägung in sich. Nur eben in verschiedenen Stärken.

Bei mir ist klar die introvertierte Seite dominant. Trotzdem kann mittlerweile in Situationen, welche mich früher sehr still gemacht hätten, auch meine extrovertierte Seite zeigen.

Dabei geholfen hat natürlich das Älterwerden und die damit verbundene Lebenserfahrung. Vor allem die positiven Rückmeldungen von mir wichtigen Personen und Statements wie das von Adela. Ganz besonders wesentlich war es aber, mir selber in die Augen zusehen und mich bewusst mit mir auseinanderzusetzen. In dieser Kombination – Lebenserfahrung, Reflexion, Selbsterfahrung und Coachings – habe ich gelernt, was ich brauche um aus mir rauszugehen und „mutig“ zu sein bzw. in welcher Rolle und in welchem Setting ich welche Seite nutzen und zeigen kann. Und ich muss sagen, mittlwerweile kann es sich auch so richtig natürlich und gut anfühlen!

Den geeigneten Rahmen im Team schaffen

Wenn es nun um Gruppen oder Teams geht, braucht es vor allem eines: einen sicheren Rahmen. Das ist ein Rahmen in dem

  • auch Zeit zum Nachdenken geben wird.
  • jede*r eine „dedicated speaking time“ hat – also ganz klar ist, dass jeder zu einem bestimmten Zeitpunkt seine eigene Zeit zum Sprechen bekommt.
  • auch abseits von Zahlen, Fakten, Daten gesprochen wird, sondern das „Dazwischen“ ebenso Relevanz bekommt
  • Und vor allem ist es ein Rahmen, in dem die Kommunikation sicher ist. Zuhören um die anderen Perspektiven zu verstehen – statt Zuhören um zu antworten. Nachfragen um zu klären – und nicht um zu bewerten, zu challengen um des challengen willens oder um die eigene Interpretation hineinzubringen.
Wie kann man das erreichen?

Die schlechte Nachricht: so etwas entsteht nicht von heute auf morgen. Das ist kein Agendapunkt, den man mal schnell abhaken kann. Vielmehr ist es eine Veränderung der Meetingkultur & des Teamlebens.

Und solche Veränderungen brauchen – wie alle Veränderungen im Leben – Zeit, Übung und das Commitment der Beteiligten.

Die gute Nachricht: Ich habe schon sehr viele und sehr positive Beispiele miterleben und begleiten dürfen. Und das noch dazu mit spielerischem Ernst, Freude und nachhaltig.

Eine meiner Lieblingsmethoden, wenn es um die Zusammenarbeit mit Teams geht, ist Facilitation mit LEGO® Serious Play®. Diese Art und Weise, die Teams durch Workshops zu begleiten, ermöglicht nämlich nicht nur die unterschiedlichsten Fragestellungen (von Teamzusammenarbeit über Postitionierungen bis hin zu Strategien oder der Lösung von Konfliktpunkten) zu bearbeiten.

Wenn ich mit Teams und LEGO® Serious Play® arbeite, setzen wir automatisch auch genau dort an, wo es darum geht das Team von einer Gruppe zu einem echten, starken und gut funktionierenden Team zu machen: bei

  • dem Schaffen eines sicheren Rahmens, der jede*r Zeit zum Denken, in sich gehen, reden und gehört werden gibt.  
  •  den individuellen Persönlichkeiten
  •  der Kommunikation unter den Personen die Klärung und Verständnis im Mittelpunkt hat und
  •  dem Herausholen von all dem, was implizit in ihnen steckt und es im „normalen“ Meeting nie an die Oberfläche schaffen würde.

Du möchtest deine beiden Seiten besser kennenlernen und im Job anders damit umgehen?

Du möchtest das auch für dein Team haben?

Dann rufe mich an (+43.660.2308187), schreibe mir (office@wawer.at) oder schau hier bei meinem LEGO® Serious Play® Angebot rein und vereinbare dir dein kostenloses und unverbindliches Erstgespräch!